Montag, 4. Februar 2008

Schule oder Militaer?

Um halb acht schwingen wir uns auf unser 'Luxusbike'...zu zweit auf eines, weil wir zu wenig Raeder haben. Wegen Ueberlastung muessen die deshalb alle paar Minuten zu den Fundis. Das sind die netten Maenner, die im 50-Meter-Abstand am Strassenrand 'Radwerkstaetten' eroeffnet haben, d. h. ein paar Fundis liegen unter einem Baum und haben fuenf Schraubenzieher und zwei Fahrradschlaeuche beinahe alibimaessig vor sich liegen. Natuerlich gibt es auch unter ihnen richtige Schaffer, aber im Grunde scheint es mir wohl eher ein etwas ruhigeres Business;-).
Der erste Teil der Strasse ist geteert, der zweite nicht und wird gerade jetzt waehrend der Regenzeit zu einer taeglichen Herausforderung. Kurz vor Schulbeginn findet ein Morgenappell statt, hinder dem sich jedes 'Antreten' der Bereitschaftspolizei in Dachau verstecken kann - Abzaehlen, Koerpervisitation, Hand auf's Herz und die Hymne wird getraellert, mit Trommeln begleitet. Anschliessend Abmarsch ins Klassenzimmer im Gleichschritt und wer zu spaet kommt darf schon mal die erste Stunde vor der Schule knien.
Der Unterricht laeuft bei den meisten Lehrern aehnlich militaerisch ab. Mein Lieblingslehrer Amos beginntoftmals mit dem 'stand up - sit down - Spiel'...er schafft es auch durchaus, das Ganze zehn Minuten durchzuziehen. Bei meiner Frage nach dem Sinn kriege ich die Antwort: Damit sie nicht einschlafen - ok, das ist ein Argument, da ich mir durchaus vorstellen kann, dass sein Unterricht geradezu zum Schlafen einlaedt.
Mama Devotha, deren Assistentin ich bin, habe ich den Namen paedagogische Wildsau gegeben, wobei ich mittlerweile eher zu einem weniger gefaehrlichen Hausschwein tendiere, da man hinter dem energischen Auftreten, bei dem sie ihre Koerperfuelle und den Holzstock in der Hand bewusst einsetzt, einen durchaus guten Kern vermuten kann. Am Anfang hatte ich so meine Problemchen mit ihr, da sie mich als ihre persoenliche 'Faulheitsvertretung' eingesetzt hat. Das ist bei einer ersten Klasse mit 50 Schuelern, die nahezu kein Englisch verstehen und einer Europaeerin, die niemals einen Stock in die Hand nehmen, geschweige denn gebrauchen wuerde, schon sehr anstrengend. Aber es hat geklappt, die Schulleiterin war baff und hat mich gefragt, ob ich schon mehr Lehrerfahrung haette. Ich hab einfach bejaht, weil es mir zu kompliziert war, ihr von dem vererbten 'Vernichtungsblick' zu erzaehlen (DANKE Papa *lach*). Wenngleich es auch nicht besonders schoen ist, die Kinder nicht mit interessantem Unterricht bei Laune zu halten. Bei der Unterrichtsgestaltung musste ich mich aber genau an die Uebungen aus dem Buch halten und durfte auf keinen Fall aus dem Zeitplan geraten, das ist mir nur einmal passiert und ich wurde sofort darauf hingewiesen...pole-pole...langsam-langsam!!
Mittlerweile habe ich mich durchgesetzt und nehme waehrend den Stunden die Schwachen heraus und foerdere sie zusaetzlich oder vertrete kranke Lehrkraefte. Geblieben sind mir 90 Hefte am Tag zu korregieren, aber das mache ich irgendwie auch gerne und Mama Devothas typisch afrikanische Art ist oft zum Bruellen komisch, besonders wenn sie zu den Trommeln des Appells im Lehrerzimmer ihre Hueften schwingt kann ich mich kaum noch halten.
Zudem waere es ungerecht afrikanische Schulen und Lehrer mit deutschen zu vergleichen, da wir viel bessere Mittel und kleinere Klassen haben. Zudem hat die Schule, an der ich hier in Tabora einen super Ruf, an den staatlichen sind naemlich 100 - 200 Schueler in einer Klasse und Stockschlaege sind normal...bei uns sind diese grundsaetzlich verboten und kommen deshalb auch nicht sooo oft vor. Ich musste es bis jetzt noch nie mit ansehen und darueber bin ich gottfroh - weil wie jeder weiss sind meine Reaktionen im Allgemeinen oftmals nicht immer ganz so diplomatisch und durchdacht *lach*!

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